Vom modernen Folk zurück zu den Wurzeln. Johnny Flynn besinnt sich mit Sillion wieder auf den Ursprung des Folk, auf ländliche Naturverbundenheit und Geschichten die das Leben schreibt.
Johnny Flynn das Wunderkind der britischen Pop-Kultur hat es endlich wieder gewagt und zwischen zahlreichen Filmdrehs, Filmmusik-Komposition und Familienleben ein neues Album produziert. Dass er es nach Country Mile aus dem Jahre 2013 nicht leicht haben würde war klar, auf ein musikalisches Meisterwerk dieser Art folgt nun mal selten ein Zweites. Trotzdem hat Sillion durchaus seine glitzernden Momente und ist es wert, angehört zu werden.
Der Name des Albums gab mir erst einmal Rätsel auf, genauso wie das Album-Cover. Also hab ich mich schlau gemacht: Das englische Wort Sillion findet seinen Ursprung in einem Gedicht des viktorianischen Poeten Gerard Manley Hopkins und bezeichnet die frische, feucht glänzende Erde, die beim Pflügen ans Tageslicht kommt. In meinem inneren Auge tauchen da sofort Bilder von Geborgenheit und Standhaftigkeit, Verbundenheit mit Mutternatur auf. Da passt es, dass Johnny Flynn sowohl thematisch als auch musikalisch wieder zu seinen Wurzeln zurückkehrt. Überraschen können die Songs auf dem Album den Hörer meist nicht. Zu viele Klänge kennen wir schon in und auswendig von den anderen Alben.
Aber Flynn versteht sich nicht nur als Musiker sondern in gewissem Ausmaß auch als Poet und so sind die Geschichten die er erzählt immer noch umgeben von einer Faszination. Waren mir seine früheren Alben trotz Folk immer modern vorgekommen, so habe ich hier das Gefühl eine Zeitreise zu machen. Wenn er zum Beispiel in einem der außergewöhnlicheren Songs Barleycorn Bezug auf eine uralte Geschichte nimmt. John Barleycorn, der in England als Personifikation von Alkohol (insbesondere des Whiskeys und des Bieres) bekannt ist, wird verfolgt von unbekannten Männern, die ihm an den Kragen, ihn „vernichten“ wollen. Während der gute John also sterben muss, sieht es derweilen für das Klavier des Sängers im Song The Night My Piano Upped and Died nicht gut aus. Ein Klavier als Symbol für verlorene Träume und zerbrochene Leben. Richtig persönlich wird’s dann bei Heart Sunk Hank. Denn Heart Sunk Hank, das ist er selber, wenn er auf Reisen ist und sich in romantisch verklärter Weise nach seiner Frau sehnt.
Oh the ocean carries me
She carries me away […]
She carries me back home
Fazit
Sillion ist ein Album das entdeckt werden möchte. Nicht alle Songs sind Perlen, aber man kann sich das Beste raussuchen. Es eignet sich am besten für textorientierte Zuhörer oder eingefleischte Johnny Flynn Fans. Neulingen empfehle ich sein Meisterwerk Country Mile.