Zu Beginn eine einfache Frage: Wie viele Frauen kannst du aufzählen, die als musikalisches Genie in die Geschichte eingegangen sind? Vielleicht fallen dir ein paar mehr ein als mir, aber im Großen und Ganzen kann man sie an den Fingern abzählen. Jetzt denkst du wahrscheinlich, dass sich in unserer modernen Welt einiges zum Besseren gewendet hat. Aber ganz ehrlich, wie viele Frauen kennst du, die elektronische Musik machen?
Eine von ihnen war Delia Derbyshire, sie gilt heute als Pionierin der elektronischen Musik. Nach erfolgreichem Abschließen ihres Studiums in Musik und Mathematik bewarb sie sich zunächst bei Decca Records. Sie erhielt eine Absage. Die Begründung: Frauen würden generell nicht eingestellt. Glücklicherweise fand sie sich bald in einer neugegründeten Abteilung der BBC wieder. Der „Radiophonic Workshop“ war zuständig für Sounddesign und Musik, sowohl für Filme als auch für die damals beliebten Hörspiele. Hier traf Derbyshire auf den Komponisten Ron Grainer, der ihr pfeifender Weise eine Melodie vortrug und sie anwies diese mithilfe elektronischer Klänge umzusetzen. Als Orientierung diente ihr dabei die Arbeit des Astronomen Johannes Kepler „Harmonice Mundi“.
Was Delia daraufhin erschuf, ist bis heute als Doctor Who-Titelmelodie auf der ganzen Welt bekannt.
„I did the Dr Who theme music mostly on the Jason valve oscillators. Ron Grainer brought me the score. He expected to hire a band to play it, but when he heard what I had done electronically, he’d never imagined it would be so good. He offered me half of the royalties, but the BBC wouldn’t allow it. I was just on an assistant studio manager’s salary and that was it… and we got a free Radio Times. The boss wouldn’t let anybody have any sort of credit.„- Delia über das Dr. Who Thema
Ebenfalls verantwortlich ist Delia für ein Geräusch, das bei den meisten erwartungsvolle Freude auslösen dürfte, denn es kündigt immer die Ankunft des Doctors an. Wenn du also das nächste Mal denkst, die Tardis würde vor deiner Tür landen, dann sei dir bewusst, das Geräusch hat Delia entworfen.

Doch ihr musikalisches Schaffen beschränkt sich keinen Falls auf die Arbeit bei der BBC. Ihre zahlreichen Werke sind alle von einer Kreativität geprägt, die man heute selten findet. Meist benutze sie aufgezeichnete Geräusche als Grundlage für ihre Werke. Diese wurden dann mithilfe von Oszillatoren, Filtern oder anderen Bandmanipulationstechniken so verändert, dass sie am Ende kaum mehr dem ursprünglich Aufgenommenen glichen. Und das alles war quasi Grundlagenforschung, denn zu der Zeit waren elektronische Klänge noch ein Mysterium.
Eines der bekannteren Werke ist ihre Version des zweiten Satzes aus Bachs Orchestersuite No. 3. Sie selbst bezeichnete das Ergebnis als „rubbish“, trotzdem schaffte es der Song als Soundtrack in den Film „Enter The Void“ und fand viele Fans. Das Debut-Album An Electric Storm ihrer Band White Noise gilt heute als eines der einflussreichsten Alben in der elektronischen Musik. Zu Recht muss ich sagen und wer es mir nicht glaubt, der kann sich das Ganze auch einfach selbst anhören.

Weil diese Frau ein so interessantes Werk hinterlassen hat, verlinke ich dir hier noch ein paar Seiten, darunter meine Quellen. Es gibt auch eine Dokumentation auf Youtube The Delian Mode über Delia und ihr Leben. Für die Dr. Who-Fans unter uns gibt es hier eine kleine lustige Reportage über Delia und den Soundtrack.
- http://delia-derbyshire.net
- https://www.icareifyoulisten.com/2014/02/delia-derbyshire-sculptress-of-sound/
- http://www.delia-derbyshire.org/index.php
Wow, danke für den informativen Beitrag! Ich liebe Dr. Who und wusste auch, dass der Radiophonic Workshop für die Titelmelodie verantwortlich war. Aber dass dort eine Frau so maßgeblich beteiligt war, ist mir bisher glatt entgangen. Prima, dass du darauf aufmerksam machst 🙂
Hallo Aurea,
danke für das positive Feedback! Ich bin auch eher zufällig über diese interessante Persönlichkeit gestolpert und mir war als Fan der Serie sofort klar, dass ich darüber etwas schreiben möchte. Umso mehr freut es mich, dass der Beitrag dir gefallen hat. 🙂
Liebe Grüße
Nadine
Auch von mir ein dickes Kompliment für den Artikel – das Thema „Frauen in der Musik“ wird viel zu wenig beachtet!
Und weil ich so gerne Orgel spiele und kaum eine andere so tolle Organistin kenne (eigentlich kenne ich weiter keine), empfehle ich Dir diese Dame: Cherry Wainer 🙂 https://www.youtube.com/watch?v=pCKTvy2Pxe8
Oh Wow!
Ich glaube, du hast mit deiner Empfehlung gerade einen Fan aus mir gemacht. Unglaubliche Frau und toller Pudel! 😛 Danke für das Lob und für die musikalische Entdeckung der Cherry Wainer. 😉